Archiv für: April 2005, 25

25.04.05

Permalink 23:36:29, von admin, 460 Wörter, 2304 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

Höflich... höflicher... Keigo!

Heute hatte ich mal wieder Japanischkurs und das Thema, mit dem wir uns heute beschäftigt haben, ist für mich sehr interessant.
Es geht um Keigo, japanische Höflichkeitssprache. Japaner verwenden Keigo, wenn sie mit jemandem sprechen, den sie zum ersten Mal treffen, aber auch, wenn sie mit ihrem Vorgesetzten sprechen. Außerdem redet das Servicepersonal in Supermärkten und Restaurants grundsätzlich Keigo, was mir in den ersten Wochen hier etliche Verständnisschwierigkeiten beschert hat. In der Stunde heute sind mir betreffend meiner Supermarkt-Verständnisprobleme zumindest gleich mehrere Kronleuchter aufgegangen.

Keigo besteht aus zwei unterschiedlichen Teilbereichen: Der "ehrerbietenden" und der "bescheidenen" Sprache. Die "ehrerbietende" Sprache verwendet man immer dann, wenn man sich auf sein Gegenüber bezieht. Die "bescheidene" Sprache hingegen, wenn man sich selbst referiert. Höflichkeit zeigt sich in ganz verschiedenen Ausdrücken, von denen ich nur eine kleine Untermenge kenne, aber ich denke, das reicht bereits, um eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie anders Keigo verglichen mit standardhöflichem Japanisch klingt.
Nomen (meishi) wird in der Regel ein "o" oder "go" vorgestellt. Die Verben werden zu einem großen Teil regelmäßig verändert, wobei auch hier die Vorsilbe "o" verwendet wird, sowie, je nachdem, ob man nun "ehrerbietend" oder "bescheiden" redet ein unterschiedliches Anhängsel, das an den Stamm des eigentlichen Verbs (doushi) gehängt wird.
Außerdem gibt es spezielle Verben, unter anderem alle, die mit "geben" und "bekommen" und "einen Gefallen tun" zu tun haben, für die die Keigo-Form ein völlig anderes Wort ergibt, als die standardhöfliche Form. - Alles in allem viel zu lernen, und ich befürchte, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Abgesehen davon sollte man es tunlichst unterlassen, Begriffe aus den beiden Ebenen "Bescheidenheit" und "Ehrerbietung" zu verwechseln, denn das kann verdammt peinlich werden, selbst für Ausländer, denen man ansonsten fast jeden sprachlichen Fehler verzeiht.. ;) Bevor ich mit meinem Chef Keigo rede, werde ich also lieber noch ein wenig üben!

Ach ja - nur der Vollständigkeit halber - unterhalb von Keigo gibt es zwei weitere Ebenen. Die unterste Höflichkeitsebene wird unter Freunden, Familienmitgliedern und jungen Leuten benutzt. Außerdem kann der Lehrer mit seinen Schülern oder der Chef zu seinen Angestellten auf dieser Ebene sprechen, auch wenn letzteres schon als eher unfreundlich empfunden wird. Diese Einfachform entspricht in etwa dem deutschen "Du".

Die "mittlere" Ebene kann man sich in etwa vorstellen, wie das deutsche "Sie". Sie wird in der Regel als erstes unterrichtet, wenn man Japanisch lernt und auf dieser Ebene kann man mehr oder minder gefahrlos mit jedem kommunizieren. - Wenn man Ausländer ist, auch mit dem Chef. ;)

Keigo wurde in meinem Japanischkurs in Bochum übrigens als Sie^2 beschrieben, was den Kern der Sache ganz gut trifft, denke ich...

Genetix' Japan-Blog

Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)

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