Archiv für: Mai 2005

26.05.05

Permalink 02:29:51, von admin, 312 Wörter, 2737 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life, Lustiges, Peinliches und Ungewohntes

Karaoke-Peinlichkeiten...

Nach einem völlig durchschnittlichen Tag einer völlig durchschnittlichen Woche eines völlig durchschnittlichen Lebens in Japan stand für heute Abend mal wieder Spaß auf dem Programm...

Da Jay heute seinen letzten Tag in Japan hatte, bevor er morgen Nachmittag in den Flieger zurück in die USA steigt, hatten wir geplant, zunächst gemeinsam essen zu gehen und danach zum Karaoke... Bis nach dem Essen war meine Welt noch in Ordnung. Es gab Pizza, ein paar interessante Gespräche und alles in allem waren es ein paar nette Stunden, bis ich mich entschied, mit den anderen zum Karaoke zu gehen...

Nachdem ich beruhigt feststellen durfte, daß die wenigsten von uns einem Vergleich mit Pavarotti standhalten würden, und zumindest das erste Lied noch ohne (größere) Peinlichkeiten überstanden habe, hätte ich aufhören und nach Hause gehen sollen... hätte...

Wie sagt man so schön? Übermut kommt vor dem Fall... ;) Und besagter Übermut ließ mich, nachdem fast alle bereits irgendwas in ihrer Landessprache zum Besten gegeben hatten, das einzige deutsche Lied auswählen, dessen Text ich kannte. Nachdem ich gemeinsam mit meinem einzigen, deutschen Kollegen die ersten Zeilen von "99 Luftballons" hinter mich gebracht hatte, kam irgendwer auf die glorreiche Idee, uns nach vorne in diese hübsch dekorierte Ecke zu zerren und statt sich standhaft zu wehren, ließ Patrick sich das natürlich gefallen!

In Sekunden mußte ich die Auswahl zwischen "Spielverderber sein" und der "Blamage meines Lebens" treffen und hielt die Blamage irgendwie für das kleinere Übel. Ich weiß nicht, wie ich die folgenden drei Minuten überlebt habe, ohne im Boden zu versinken, aber ich weiß mit Sicherheit, daß ich morgen sämtliches Beweismaterial auf allen vorhandenen Kameras vernichten und das Gerücht streuen muß, meine Cola sei mit hochprozentigem Alkohol versetzt gewesen... ;)... und weeeehe, jemand sagt in so einer Situation nochmal "ganbatte ne!"

20.05.05

Permalink 23:44:48, von admin, 450 Wörter, 4465 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life, Geeks Only

Lächle, es könnte schlimmer kommen...

... ich lächelte und ... naja, ihr wißt schon... Heute war mal wieder einer dieser Tage, an dem man glauben könnte, Murphy's Gesetz sei geradezu für mich geschrieben worden und ich frage mich so langsam, ob ich vielleicht irgendeinen Kettenbrief nicht weitergeleitet habe, ob ich das Mikuji (Orakel-Zettel) von letztem Samstag vielleicht doch vor dem Schrein hätte festknoten sollen, statt es mit nach Hause zu nehmen, oder wie ich sonst den Zorn der Kamisama auf mich gezogen haben könnte... ;)

Nachdem die Anzahl meiner Bugreports mittlerweile etwa viermal so hoch ist, wie die Anzahl von Bugreports, die nicht von mir sind und ich langsam aber sicher eigentlich jedes einzelne "Überraschungsfeature" unseres Systems persönlich kennengelernt haben dürfte, wurde ich heute durch ein merkwürdiges Knattern und Piepen aus Richtung meiner externen Backup-Festplatte schlagartig der Illusion beraubt, mein Computer könnte sich heute mal etwas kooperativer zeigen.

Der Blick in meinen Explorer bestätigte, was ich bereits befürchtet hatte, denn ein Zugriff auf die Platte war nicht mehr möglich. Nach einem Neustart des Systems schaltete sich die Festplatte dann gar nicht mehr ein, zeigte sich dafür aber sehr musikalisch und "erfreute" das gesamte Team mit einer netten, kleinen Melodie - so wie man es eben von einer japanischen Festplatte erwartet... Eigentlich hat es mich nur noch gewundert, daß das Gerät mir nicht per Sprachausgabe mitgeteilt hat "Achtung! Ich habe soeben das Ende meiner Lebensdauer erreicht. Sie haben jetzt die Gelegenheit, sich von Ihren Daten zu verabschieden" oder so... Naja, zumindest zog die Geräuschkulisse langsam aber sicher die Blicke des gesamten Teams auf sich...

Nachdem sich meine Kollegen dann durch das japanische Handbuch und die ebenfalls japanische Webseite der Firma gekämpft hatten, ohne überhaupt irgendeine Stelle zu finden, an der erwähnt ist, daß die Festplatte in der Lage ist, Töne von sich zu geben, geschweige denn die Frage beantwortet worden ist, ob es sich dabei um irgendeinen mehr oder minder aufschlußreichen Fehlercode handelt, gehe ich davon aus, daß die Melodie einfach nur dazu da ist, dem Computernutzer den Abschied von seinen Daten ein wenig zu versüßen ;) Zumindest scheint die Platte nicht mehr zu retten zu sein und ich überlege immernoch, was genau die knapp 140 GB Daten gewesen sind, die ich im Laufe der Zeit dorthin verschoben hatte. :(

Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich meinen Kollegen unheimlich werde, weil ich das "Böse" in jedem Computer zum Vorschein bringe... ;)

Ich glaube, dieses Wochenende werde ich mich mal auf den Weg machen, um das Problem mit meinem widerspenstigen Computer auf "japanische Weise" zu lösen... Fotos gibt's dann später... ;)

(Hatte ja versprochen, ein Foto nachzureichen, hier ist es: :>> )
Bitte an die Kamisama

08.05.05

Permalink 22:49:03, von admin, 255 Wörter, 2732 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

インタナショナル ティー サロン

Heute Nachmittag fand zum ersten Mal der "International tea salon" (liebevoll auch als Gaijin-Treff bezeichnet ;) ) in Atsugi statt. Das Ganze wird von den Japanischkursen organisiert, und diesmal waren etwa 50% Ausländer und 50% Japaner anwesend. Daß ich die einzige Nicht-Asiatin war, hat mich nicht wirklich gestört und es gab eine Menge interessanter Gespräche, die außerdem eine gute Gelegenheit zur Verbesserung der "Communication skills" bieten. ;)

Aus meiner Firma war nur Boy dabei und wir haben Bekanntschaft mit zwei ausländischen Studenten von der Uni in Atsugi gemacht. Einer von beiden macht hier gerade seinen Ph.D.. Offenbar gibt es also doch Möglichkeiten, ohne perfekte Japanischkenntnisse in Japan zu promovieren. :) In der Regel wird von den Universitäten das Bestehen der Stufe 1 des Japanese Language Proficiency Test oder der Zulassungstest für Ausländer an japanischen Universitäten vorausgesetzt, was selbst für Japanologen nach ihrem Abschluß nicht selbstverständlich ist und für mich in den nächsten 1000 Jahren wohl unmöglich sein dürfte.
Sollte ich ihm nochmal begegnen, muß ich ihn unbedingt mal ein bißchen genauer ausfragen... ;) Die Uni in Atsugi ist zwar für Informatik keine besonders gute Wahl, da das Angebot sehr klein ist, aber wenn es hier in Atsugi internationale Studiengänge gibt, warum nicht auch woanders...?

Abgesehen von den Gesprächen gab es auch noch diverse Kennenlernspielchen auf Japanisch und gesungen werden sollte auch, wobei ich mich allerdings erfolgreich (und zum Wohle aller Anwesenden) davor gedrückt habe, ein Lied aus Deutschland zum Besten zu geben...

06.05.05

Permalink 23:43:08, von admin, 351 Wörter, 4131 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life, Geeks Only

Japanisches "Spielzeug"

Nachdem ich in den letzten Wochen eigentlich schon in Akihabara zugeschlagen haben wollte, dies aber erfolgreich dadurch verhindert wurde, daß natürlich ausgerechnet meine Bank dort nirgendwo einen Geldautomaten hat, habe ich im Sofmap in Atsugi endlich "meinen" PDA gekauft, und zwar diesen hier:

Sollte es jemanden interessieren, hier ein kurzer, erster Erfahrungsbericht: Das Gerät nennt sich Sharp Zaurus SL-C 1000 und ist ein Nachfolgemodell des leider einzigen Linux-PDAs, der auch in Deutschland verkauft wurde. In Japan hat sich die Modellreihe glücklicherweise durchgesetzt und vor allem die Handschrifterkennung bietet deutliche Vorteile gegenüber Windows PDAs. Das Gerät erkennt problemlos alle 1945 Youyou Kanji (selbst wenn sie von einer Ausländerin "gemalt" werden, die sich mit der japanischen Schrift nicht wirklich auskennt. :) ) und natürlich normal geschriebene lateinische Buchstaben, Hiragana und Katakana.
Größter Vorteil sind für Japanisch Lernende auf jeden Fall die eingebauten Lexika, in denen man sehr viel komfortabler suchen kann, als in handelsüblichen elektronischen Wörterbüchern, weil man die gesuchten Wörter lediglich auf den Bildschirm zeichnen muß.
Ebenfalls praktisch, besonders bei meinem Modell, das im Gegensatz zu seinem "großen Bruder" keine Festplatte hat, sind die zwei verschiedenen Slots für CF- und SD-Karten, so daß man problemlos eine SD-Karte als Speichererweiterung und zusätzlich eine CF-Wireless-LAN-Karte benutzen kann. Überhaupt kommt das Gerät mit seiner Funktionalität einem Laptop irgendwie näher als meinem alten Palm V - leider auch was die Größe angeht. Ganz so handlich ist er zumindest nicht.
Ansonsten ist natürlich viel "Spielzeug" dran, wie beispielsweise ein Liniennetzplan mit Suchfunktion für das gesamte, Japanische Bahnnetz, diverse Audio- und Videoplayer, Fotoalben etc. aber zum Arbeiten habe ich das Ding ja sowieso nicht gekauft ;) Sollte ich wirklich mal auf die Idee kommen, mit dem Zaurus arbeiten zu wollen, hat er allerdings auch nützliche Programme wie Word, Excel und Powerpoint... (Das nur der Vollständigkeit halber)

... und jetzt bin ich schon den ganzen Abend auf der Suche nach netten Erweiterungsprogrammen... :) Falls jemand über diese Seite hier stolpert und Tips für Japanisch-Lernsoftware oder sonstige interessante Programme hat, immer her damit!

05.05.05

Permalink 23:26:55, von admin, 475 Wörter, 2125 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

Musik, Musik, Musik... und ein Tag in Yokohama

Für heute hatte ich einen Ausflug nach Yokohama geplant, so daß ich einigermaßen rechtzeitig aufgestanden bin und gegen 11 Uhr im Zug Richtung Ebina saß (bzw. stand ;) ).
Von Ebina aus sollte es nach Yokohama weitergehen, aber zwischen mir und Yokohama stand zunächst erstmal eine Streckennetzkarte voller rätselhafter Kanji und ein Fahrkartenautomat, auf dem auf vier Tasten die Kanjis für Yokohama standen, von denen man aber keine drücken mußte, wie mir eine freundliche, ältere Dame erklärt hat, die ich vorsichtshalber um Hilfe gebeten hatte.
Ich konnte also meine Reise fortsetzen und fuhr in Yokohama angekommen zunächst mal Richtung Chinatown. Aufgrund der "Golden Week" war es, wie zu erwarten, völlig überfüllt. Die Restaurants in Yokohamas Chinatown sind unglaublich teuer (... und ich hatte natürlich nicht gefrühstückt...), aber es wurden an verschiedenen Ständen leckere Kleinigkeiten verkauft, die bezahlbar waren. Außerdem gab es mal wieder Kokosmilch, die mit einem Strohhalm direkt aus der Nuß getrunken werden konnte. Das hatte ich bei dem Treffen mit Christine in Ueno schon probiert und kann es definitiv nur weiterempfehlen... lecker!

Trotzdem hielt es mich nicht allzu lange in Chinatown und ich fuhr weiter in Richtung des Landmark-Tower, wo ich nach kurzer Besichtigung der Umgebung letztendlich in einem großen Einkaufszentrum gelandet bin, das gerade sein Jubiläum gefeiert und zur Feier des Tages gerade heute eine wirklich tolle Band eingeladen hat. Ich habe eine ganze Weile der Musik zugehört, bis ich den Entschluß faßte, an der Information nachzufragen, wie die Gruppe denn heißt, weil ich den in Kanji geschriebenen Namen beim besten Willen nicht entziffern konnte und bin danach "rein zufällig" im CD-Laden gelandet, um mit zwei CDs der besagten Gruppe wieder herauszukommen... ;)

Irgendwann machte ich mich auf den Rückweg nach Atsugi, und am Bahnhof erwartete mich eine weitere, musikalische Überraschung. Als ich gerade mein Fahrrad holen und losfahren wollte, hatte die Band "Ikimono Gakari" gerade vor dem Bahnhof ihre Vorbereitungen beendet und begann, zu spielen und ich kann nur sagen, ich war hellauf begeistert. Die Gruppe kommt wohl ursprünglich aus Atsugi (oder zumindest hier aus der Gegend), wenn ich den Text auf ihrer Homepage richtig gedeutet habe, bringt Ende des Monats die dritte CD heraus *habenwill* und hat heute zum letzten Mal in Atsugi vor dem Bahnhof gespielt... (schade!)
Ich habe zumindest noch nie live so eine Wahnsinns-Stimme gehört, wie von deren Frontsängerin. Ein ganzes Stück des Konzerts habe ich auf Video aufgenommen und danach den ganzen Abend im Internet gesucht, um herauszufinden, wie ich an die CDs kommen kann. Leider war ich nicht sehr erfolgreich, denn die großen Internetversender scheinen die beiden bisherigen CDs nicht zu haben. Vielleicht frage ich mal in dem Plattenladen hier in Atsugi nach. Könnte ja sein, dass ich Glück habe...

04.05.05

Permalink 01:45:37, von admin, 181 Wörter, 2143 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

Golden Week, für alle!

In Japan brauchen offenbar auch Maschinen Urlaub. Zumindest sind die Geldautomaten meiner Hausbank (Tokyo Mitsubishi) hier in Atsugi genau wie die Automaten der fast aller Banken im Rest von Japan die kommenden drei Tage wegen der Golden Week nicht verfügbar...

Wieso sagt mir das eigentlich keiner?

Jaja, ich weiß - ich habe nicht danach gefragt, aber da hätte ich ja gleich fragen können "wie wahrscheinlich ist es, daß hier im Juni Schnee fällt?", "Stellen die Bahnen und Fluggesellschaften in der Golden Week ihren Dienst ein?" und "wo finde ich leere Züge nach Kamakura?". Nein - ich halte hier zwar mittlerweile fast alles für möglich, aber auf die Idee, daß man hier mitten in der Haupt-Raisesaison kein Geld bekommt, wäre ich im Leben nicht gekommen.

Auf jeden Fall werde ich die größeren Unternehmungen wohl auf nach Donnerstag verschieben müssen, weil man mit 10.000 Yen in der Tasche nicht allzu weit kommt. Macht aber nichts, denn die Gegend um Tokyo und Atsugi hat eh noch so einige interessante Orte zu bieten, die ich noch nicht kenne. :)

03.05.05

Permalink 23:07:10, von admin, 959 Wörter, 4564 Ansichten  
Kategorien: Fotos, Reiseberichte

Überall Japaner!

Auf den heutigen Tag hatte ich mich irgendwie schon die ganze letzte Woche gefreut, denn im Terminkalender stand für heute "Ausflug nach Kamakura mit Yukari" :)
Pünktlich um 10 haben wir uns also am Bahnhof getroffen und bereits auf dem Bahnsteig ahnte ich Böses, denn so viele Leute stehen normalerweise nicht in Atsugi am Bahnhof herum. Von Atsugi ging es dann erstmal Richtung Sagami-Ono und dann nach Enoshima und wir hatten Glück, daß wir so gerade noch einen Sitzplatz ergattern konnten, so daß wir uns während der Fahrt nett und die meiste Zeit sogar ohne Zuhilfenahme des Wörterbuchs unterhalten konnten.

Vor der Weiterfahrt nach Kamakura hatten wir einen kurzen Zwischenstop in Enoshima geplant. Das ist eine kleine Insel, auf der neben wunderschönen Tempeln und Schreinen auch eine ausgedehnte Felsenhöhle gibt, zu der man mit einem Boot hinfahren kann.
Zunächst wollten wir uns die Schreine ansehen, so daß wir - zusammen mit einigen hundert Japanern, die das gleiche Ziel hatten, die Treppen bis zum Schrein hochstiegen.

Was mich im ersten Moment verblüfft hat, ist, daß der Berg nicht nur mit Treppen sondern zusätzlich mit Rolltreppen nach oben versehen war, deren Benutzung man allerdings teuer bezahlen durfte. Ich bekomme eigentlich selten meine "sowas gibt's auch nur in Japan"-Anfälle, aber den Anblick fand ich einfach zu ungewöhnlich. Man muß sich das vorstellen, wie die Rolltreppen in jedem X-beliebigen Departementstore - ein wenig überdacht, aber ansonsten eben normale Rolltreppen, die den Berg hinauffahren.

Oben angekommen konnte man verschiedene Schreine ansehen, sowie die obligatorischen Wunsch-Brettchen, die ich bereits bei meinem Ausflug zum Tokyoter Meiji-Schrein gesehen hatte. Einen großen Unterschied gab es allerdings - Während am Meiji-Schrein jede Menge Brettchen in "ausländisch" beschriftet waren, konnte man hier fast nur japanische Wünsche lesen - überhaupt war ich recht erstaunt, unter so vielen Touristen kaum Ausländer zu finden. Immerhin haben Yukari und ich dann noch ein Brettchen gefunden mit dem Wunsch, zur Fußball-WM nach Deutschland fliegen zu können... ;) So funktioniert das also mit der Religion in Japan! Wollen wir hoffen, daß die japanischen kamisama (Götter) dem Schreiber wohlgesonnen sind.

Nachdem wir eine ganze Weile die verschiedenen Bauwerke betrachtet hatten, wollten wir so langsam weiter in Richtung Kamakura, aber erstens kommt es anders und zweitens... naja, ihr wißt schon..
Am Ende der Brücke angekommen, die uns zurück aufs Festland führen sollte, zog ein Bootsstand unsere Aufmerksamkeit auf sich. Für nur 300 Yen sollte man zur Rückseite der Insel fahren können, um dort die Felsenhöhle zu besichtigen oder zu angeln.
Gesagt getan. Nach einer halben Stunde waren wir auf dem Boot und fünf Minuten später am anderen Ende der Insel. Was wir dort erblickten, sollte uns eine weitere Stunde unseres Kamakura-Aufenthalts kosten: Die Schlange, in der wir auf der anderen Seite bereits eine halbe Stunde gewartet haben, war hier mindestens 5 Mal so lang! Trotzdem entschlossen wir uns, die Höhle zu besichtigen, um dann den Fußweg, einmal quer über die Insel anzutreten. (erwähnte ich schon, daß die Insel aus einem einzigen Berg besteht, und der Fußweg genau einmal mitten drüber geht?) Da wir nicht die einzigen waren, die sich der langen Warteschlange am Bootssteig entziehen wollten, ging es allerdings auch auf dem Fußweg nur im "Warteschlangentempo" weiter. Nach einer guten Stunde hatten wir es dann endlich geschafft und liefen in Richtung "Enoden". Immerhin war die Landschaft und der Ausblick wirklich toll und die Unterhaltung ebenfalls nett, so daß ich die Wanderung trotz allem irgendwie genossen habe. ;)

Es war mittlerweile halb 4 Nachmittags und so langsam war uns beiden nach Mittagessen. Nachdem wir an dem Restaurant, wo wir uns zunächst angestellt hatten, allerdings erfuhren, daß es noch etwa eine Stunde dauern würde, bis wir an die Reihe kommen, zogen wir es vor, mit knurrendem Magen die "Enoden" (Enoshima Densha? = Enoshima-Bahn) zu besteigen.

Spätestens hier überfiel mich dann allerdings ein erster Anflug von "Kulturschock" und der Frage "wie halten die Japaner das aus und nennen das auch noch Urlaub?". Nachdem die erste Bahn bereits weggefahren war, weil es schlichtweg nicht mehr möglich war, noch mehr Leute in einem Abteil zu komprimieren, ohne ernsthafte Schäden an Leib und Leben zu verursachen, konnten wir in die zweite Bahn dann fast als erste einsteigen, aber es war tatsächlich eine "Packungsdichte" erreicht, wo es schlichtweg nicht mehr notwendig war, sich irgendwo festzuhalten, weil es völlig unmöglich war, in irgendeine Richtung umzukippen (oder sich anderweitig zu bewegen). Hiermit nehme ich alles zurück, was ich jemals über volle Züge nach Tokyo gesagt habe!!!

Immerhin kamen wir nach endlosen Minuten in Kamakura bzw. einem Vorort von Kamakura an, wo wir nach einem sehr leckeren Okonomiyaki-Mittagessen (um 5 Uhr) dann zumindest noch den Daibutsu gesehen haben. Der Daibutsu ist eine riesige Buddha-Statue, für die Kamakura sehr bekannt ist und die ich eigentlich von allen Sehenswürdigkeiten, die es in Kamakura so geben soll, am meisten sehen wollte :) .

Der Anblick des Daibutsu hat übrigens nicht nur mich fasziniert, wie das folgende Bild zeigt ;):

Danach ging es dann zurück Richtung Bahnhof - erstmal in die falsche Richtung, so daß wir von der eigentlichen Stadt Kamakura immerhin noch den Bahnhof gesehen haben ;). Dadurch hatten wir aber Glück, noch einen Sitzplatz in der Enoden zu bekommen, die dort eingesetzt wurde, was ich ziemlich praktisch fand, denn der "Zerquetschtwerd-Faktor" war für die Leute, die stehen mußten, sicher nicht deutlich geringer, als bei der Hinfahrt.

Irgendwann kamen wir dann wieder in Atsugi an, und ich kann nur sagen - trotz kleinerer Pannen ein toller Tag mit vielen, vielen "Japan-Erlebnissen", den ich garantiert so schnell nicht vergessen werde und die beste Reiseführerin der Welt.. :)

01.05.05

Permalink 23:35:08, von admin, 420 Wörter, 2214 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

Japanisch, Bitte!

Nachdem ich den Vormittag heute eigentlich nur zum Faulenzen und Ausspannen genutzt habe. (muß auch mal sein), war um drei Uhr Japanischkurs angesagt. Ich wußte schon, daß ich mit der Lehrerin alleine sein würde, und sie hatte mir angekündigt, ein paar schwierigere Aufgaben für mich zusammenzustellen, da der Sonntagskurs normalerweise ganz von vorne anfängt und ich dort eigentlich nur hingehe, um mehr Praxis im Sprechen zu bekommen. Da unsere "Amtssprache" in der Firma Englisch ist, ist es abgesehen von den Abenden mit Yukari oder gemeinsamen Unternehmungen mit den japanischen Kollegen, gar nicht so einfach, Sprechpraxis zu gewinnen.

Es waren letztendlich vier Lehrer da, deren Schüler offenbar alle wegen der Golden Week nicht aufgetaucht sind, so daß mein Unterricht recht intensiv und vor allem sehr interessant ausgefallen ist. ;) Offiziell ging es um das Thema Familie und um Begriffe, die in diesem Zusammenhang wichtig sind. Aber da ich das Thema bereits kannte und außerdem alle vier Lehrer bei mir am Tisch saßen, haben wir uns letztendlich in erster Linie über (typisch) Deutsches und (typisch) Japanisches unterhalten. Ich habe erfahren, welches Ramen am besten schmeckt (vorher wußte ich nichtmal, daß es da überhaupt Unterschiede abgesehen von den Nudeln und den "Beilagen" gibt) und was man zu japanischen Feierlichkeiten so ißt und noch so einiges andere, was als Gaijin einfach lebenswichtig ist! ;) Außerdem kenne ich jetzt die Preise für alles, was wichtig ist, von Äpfeln bis Kino und muß feststellen, es gibt doch Dinge, die in Deutschland um einiges billiger sind.

Abgesehen davon habe ich mal wieder erstaunte Blicke geerntet, als ich auf die Frage, ob ich rohen Fisch essen kann, meinte "klar, warum nicht?" und natürlich kam gleich danach die obligatorische Frage nach "Nattou" (vergorene, braune, glibberige, schleimige, eklige Sojabohnen)... Als ich bestätigte, daß ich das WIRKLICH nicht nochmal probieren muß, schienen sie doch ein wenig beruhigt, kein völlig merkwürdiges "Gaijin-Exemplar" vor sich zu haben.

Das sind diese Dinge, die man in allen Büchern liest und irgendwie nicht glaubt und für klischeehaft hält, bis man sie dann selbst ständig erlebt...
Es gibt allerdings auch eine ganze Menge anderer Dinge, die übereinstimmend in allen Büchern zum Thema Japan zu finden waren, und die ich hier bisher kaum erlebt habe bzw. von denen ich gelesen habe, daß sie in Japan absolut tabu sind(öffentlich die Nase putzen, im Gehen essen etc.) und die ich ständig sehe... Fazit: Selbst erleben ist besser, als lesen! :)

Genetix' Japan-Blog

Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)

My English short blog can be found at http://genetix.tumblr.com

For anyone interested in robots and AI-related stuff, please have a look at http://www.robotopia.de

Recently, I have also started Twittering...

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