Was machen zwei Maedels, die kein Auto besitzen, keine Ahnung von Autos haben und sich eigentlich auch ueberhaupt nicht fuer Autos interessieren an einem grauwetterigen, kalten Sonntag in Japan? Richtig - sie gehen zur Tokyo Motor Show: Autos angucken! Geplant hatte ich das eigentlich ueberhaupt nicht, aber netterweise hatte ein Kollege von einem Kunden Freikarten bekommen, und mir zwei geschenkt. Auch zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich noch alles andere als ueberzeugt davon, dass ich den Sonntag gemeinsam mit 1000en Japanern in einer Messehalle verbringen und Autos angucken wollte, aber irgendwie fand ich mich am Sonntag Mittag dann doch gemeinsam mit einer Freundin in der Warteschlange vor der Makuhari Messe wieder um noch den letzten Tag der Tokyo Motor Show mitzuerleben.
Zusammenfassend kann ich nur sagen - es gab eine Menge zu sehen und damit meine ich nicht nur die tiefen Einblicke, mit denen die Messe-Hostessen von den Fahrzeugen abgelenkt haben.
Wirklich interessant waren fuer mich vor allem die sogenannten “concept cars", Prototypen von Fahrzeugen, die so zwar wohl niemals auf der Strasse landen werden, die dafuer aber um so innovativer sind. Besonders angetan hat es mir der PiVo2 von Nissan mit eingebautem “Beifahrer". Ein kleiner Roboter, der im Frontpanel eingebaut ist, verraet dem Fahrer, wo er noch freie Parkplaetze findet, gibt ihm Navigationshinweise, weist ihn auf Geschwindigkeitsbegrenzungen hin, ueberprueft seinen derzeitigen Emotionszustand und Ermuedungslevel. Auf die gewohnten Hinweise a la “Musst Du eigentlich immer so rasen?!!?!", “Schleich doch nicht so, hinter Dir ist schon ein halber Kilometer Stau!” oder “Hier haettest Du links fahren muessen!!!” muss man bei PiVo leider verzichten, dafuer erhaelt man von einer freundlichen, japanischen Computerstimme Informationen ueber die aktuelle Verkehrslage. Zumindest beim Einparken sind Beschwerden seitens des Beifahrers aber auch gar nicht mehr noetig, denn Pivo parkt vollautomatisch und parallel zur Strasse, indem er einfach die Raeder um 90 Grad rotiert.
Andere Innovationen waren vor allem besonders umweltschonende Fortbewegungsmittel, Ein-Mann-Fahrzeuge, die man vom Verwendungszweck her am ehesten als Zwischending zwischen Rollstuhl und Motorroller bezeichnen kann und ein Wagen mit stossabsorbierender, weicher Aussenhuelle. Alles in allem ein paar richtig geniale Ideen, bei denen ich sehr gespannt bin, ob wir davon wohl irgendwas in ein paar Jahren auf Japans Strassen herumfahren sehen. Interessanterweise waren die wirklich innovativen concept cars uebrigens ausnahmslos von japanischen Herstellern!
Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
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