Da ich während der Konferenz doch nicht mehr dazu gekommen bin, ausführlicher zu berichten, und dieser Beitrag seit Anfang September halb fertig hier rumliegt, hole ich das jetzt nach, bevor ich alles vergessen habe. Alles in allem war es für mich eine echt tolle Erfahrung, und ich bin mit jeder Menge neuen Ideen und Eindrücken nach Hause geflogen, so dass ich es kaum erwarten konnte, mich wieder an meine eigene Arbeit zu setzen. Ein paar Fotos von der Konferenz sind übrigens auch direkt auf der Website zu finden http://www.ro-man2007.org/
Mein eigener Vortrag war am Dienstag und nachdem ich Montag noch die ganze Nacht an meinen Folien gebastelt und kaum geschlafen habe, lief das Ganze erstaunlicherweise fast problemlos - Wenn man mal davon absieht, dass ich, gnadenlos schusselig, wie man mich kennt , in der Aufregung an meinem Laptop den Kopfhörer- mit dem Mikrofonanschluß verwechselt habe und das erst gemerkt habe, als man über die Mikrofonanlage von meinem in mühsamer Kleinarbeit in der Nacht vor dem Abflug zusammengeschnittenen Demovideo leider keinen Ton hören konnte.
Auf jeden Fall gab es eine Menge spannender Vorträge über alle möglichen Themen vom Robotereinsatz für die Autismustherapie über die Aufmerksamkeitssteuerung und das Erzeugen von “Shared Attention” in der Mensch-Roboter-Interaktion bis hin zu Sprach- Gesten- und Emotionserkennung.
Besonders faszinierend fand ich einem Plenumsvortrag von Professor Luc Steeles darüber, wie man Roboter entwickelt, die allein durch die Interaktion untereinander, ohne Vorkenntnisse eine eigene Sprache entwickeln könnten. (Auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist) Den Vortrag und noch einige andere findet man als Webcast übrigens hier: http://ws2.huric.org/roman2007/Archive.aspx
Interessant fand ich auch den Roboter-Designwettbewerb und die “Interactive Demonstration Session", die am Rande der Konferenz stattfanden. Es ging darum, Ideen und Prototypen für neuartige Roboter (wobei der Begriff Roboter recht weit gefasst war und auch intelligente Spielereien beinhalten durfte) zu präsentieren und einige der Ideen waren wirklich interessant oder einfach lustig:
Paro, ein Seehund-Roboter ist vor allem dazu gedacht, alten Leuten, behinderten oder kranken Kindern etc. Gesellschaft zu leisten, und wurde unter anderem in japanischen Altenheimen schon erfolgreich eingesetzt.
Keepon ist ein kleiner Roboter, der ein wenig an zwei übereinandergestapelte Tennisbälle erinnert, “tanzt” und dabei erstaunlich beweglich ist, und unter anderem für die Autismusforschung und -therapie entwickelt wurde.
Bei Youtube gibt es auch Videos davon:
Der “verrückte Professor” auf dem zweiten Video ist übrigens wirklich der Entwickler, Professor Kozima.
Ein anderes lustiges, wenn auch vielleicht etwas realitätsfernes Konzept waren die Mung Robots aus Korea, die aussahen, wie überdimensionierte Eier mit Augen, und die leuchtende blaue Flecken bekommen haben, sobald jemand in ihrer Gegenwart Schimpfwörter ausgesprochen hat (was man auch gleich interaktiv testen konnte. ) Laut Erklärung sollen diese Roboter das friedliche Miteinander von Ehepartnern fördern.
… und dann war da noch eine Entwicklung, die jeden Softwareentwickler zum Zittern bringen wird . - Buildbot.
Buildbot überwacht, ob sich der Sourcecode eines Softwareprojekts im CVS/SVN korrekt compilieren läßt. Falls das nicht der Fall ist, macht er denjenigen aus, der fehlerhaften Code eingecheckt hat, und geht blinkend und drohend piepsend zum Angriff über. Glücklicherweise ist das System auf einem Aibo, einem etwa katzengroßen Roboterhündchen, realisiert, so dass es bislang offenbar keine ernsthafteren Personenschäden gab. (Für echte Härtefälle gibt es aber sicher bald die “Pitbull-version” )
Daß es auch weibliche Roboter gibt, zeigt dieses Beweisfoto. Auf “Stöckelschuhen” bewegte sich die Roboterdame zugegebenermaßen nicht ganz so elegant, wie ihre natürlichen Vorbilder:
Alltagsnähere Arbeiten, wie z.B. einen “elektronischen Blindenhund", Roboter zum Fensterputzen an Hochhausfassaden usw. gab es natürlich auch. Alles in allem war die Konferenz einfach spannend und ich hoffe, dass ich einige der Ideen, die ich aus den Vorträgen mitgenommen habe, für meine eigene Arbeit nutzen kann.
Zu guter Letzt noch ein paar unsortierte Eindrücke von Jeju. Von der Insel selbst habe ich nicht soviel gesehen. Eigentlich war ich nur an einem Abend nach der Konferenz noch kurz unterwegs, um mir die Gegend anzusehen, aber das technische Programm war sowieso spannender. :
Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
My English short blog can be found at http://genetix.tumblr.com
For anyone interested in robots and AI-related stuff, please have a look at http://www.robotopia.de
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