... so lautete die Schlagzeile einer japanischen Tageszeitung, die ich heute in der U-Bahn aufgeschnappt habe. So wörtlich wie möglich übersetzt bedeutet das. "Der Krieg beginnt. Wenn er beginnt, was wird dann?" Man muß dazu wohl sagen, daß die Zeitung offensichtlich in etwa Bild-Niveau hatte, aber trotzdem lassen einem solche Schlagzeilen einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Ich kann mir durchaus nettere "Nachbarschaft" vorstellen, als einen Wahnsinnigen, der mit Atombomben rumhantiert und generell ist die politische Stimmung hier wegen des Nordkoreanischen Atomtests ziemlich angespannt. Der neue Premierminister Abe hat sich zwar deutlich gegen eine nukleare Aufrüstung Japans ausgesprochen, aber andere Politiker fordern, über dieses Thema, das in Japan lange Zeit ein absolutes Tabu war, neu nachzudenken. In dem Land, das den Schrecken der militärischen Nutzung von Kernenergie als einziges am eigenen Leibe erfahren mußte, sind solche Äußerungen für viele beunruhigend und in den Medien ist das derzeit deutlich zu spüren.
Erfreulichere Themen gibt es hier aber natürlich auch. Der schwül-heiße Sommer ist endlich vorbei und das Wetter im Moment ist einfach nur zum Genießen. Man kann noch gerade so mit T-Shirt herumlaufen, es ist schon seit Tagen wunderbar sonnig und ich genieße jede Minute, die ich vor die Tür komme.
Vor zwei Tagen habe ich mein erstes Erdbeben hier in der Wohnung erlebt. Bisher war ich irgendwie immer bei der Arbeit, in der Uni oder woanders, aber halb 7 morgens ist wirklich eine fiese Zeit, um von einem Erdbeben geweckt zu werden! - und muß sagen, daß man hier bei gleicher Stärke deutlich weniger davon mitbekommt, als im Sakura House. Woran es genau liegt, kann ich nicht sagen, aber neu gebaute Hochhäuser, wie das, in dem ich wohne, sind mit Stahlpfeilern, die sich einmal von oben nach unten durch das gesamte Haus ziehen, extrem tief im Boden verankert. Das soll sie davor schützen, bei einem Erdbeben einfach umzukippen. Das Haus, in dem ich wohne, ist darüber hinaus auf einer dreieckigen Grundfläche gebaut, was verhindert, daß die bei einem Beben entstehenden Scherkräfte das Haus, wie eine Streichholzschachtel, bei der man die Außenflächen gegeneinander verschiebt, "zusammenklappen" können. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Konstruktionen sich die Japaner einfallen lassen, um Häuser erdbebensicher zu machen. Das geht von Stahlpfeilern im Boden bis hin zu riesigen Pendel-ähnlichen Konstruktionen, die der Stabilisierung dienen sollen. Umgekehrt ist es erstaunlich, was für "waghalsig" mit viel Glas, Löchern in der Mitte und den unmöglichsten Formen gebaute Häuser anscheinend erdbebensicher sein sollen. Ich glaube, in dieser Hinsicht ist Japan wirklich mit keinem anderen Land der Welt zu vergleichen. Am Wochenende gehe ich mal Fotos machen, dann kann ich auch ein bißchen was von der zum Teil wirklich außergewöhnlichen Architektur hier zeigen.
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Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
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